Martin Delhey
Emil
Wir können doch auch nichts dafür,
daß wir Emil heißen. Wir haben uns das
nicht ausgesucht. Wir hätten auch gerne einen
anderen Namen gehabt, sagte Emil und blickte
zu Emil, um Zustimmung heischend, aber so wie einer,
der sich seiner Sache recht sicher ist.
Oh ja, weiß Gott, das hätten wir!
pflichtete Emil ihm bei. Und Emil stimmte ihnen
zu, und Emil nickte mit dem Kopf, und Emil und Emil
ebenso.
Auch Emil war sich ganz einig.
Mein Gott, ergriff Emil erneut das Wort,
wir hätten auch gern Cleopatra geheißen
oder Cäsar oder Auch-du-mein-Sohn-Brutus.
Ja, sagte Emil, so ist es!
Und 97 Emils fielen ein: Oh ja, wie gern!
Auch-du-mein-Sohn-Brutus, auch-du-mein-Sohn-Brutus!
schwärmten sie.
Oder natürlich Thesaurus, mein Freund!
fügte Emil hinzu.
Natürlich, Thesaurus, beeilte sich
Emil anzumerken.
Und alle, auch Emil und Emil und Emil, verdrehten
die Augen, schnalzten mit der Zunge und gaben sich
sehr genießerisch.
Martin Delhey
Geb. 1969 in Hamburg. Studiert Indologie, Tibetologie
und
Sinologie an der Universität Hamburg. |